Samstag, 27. Oktober 2012

Ms. 45 (1981)


Die Stummschwätzer
Was wissen Nonnen schon von Liebe?

Nonnen, die auf Totschlag brennen
Weder Geist noch Güte kennen
Wissen schon in jungem Alter

Das Leben ist nichts für Händefalter
Und auch die Liebe ist Quatsch mit Soße
In Männer sollen Löcher, und zwar Große


Thana arbeitet sorgfältig als Schneiderlein. Sie ist stumm und kann gut zuhören. Eigentlich das perfekte Arbeitgeberspitzel. Schon in der Schule hat sie Versuchsmäuse zunächst politisch organisiert und zu einem Streik angeführt, für verbesserte Arbeitsbedingungen, um ihn dann zu brechen. Eine verschwiegene Femme Fatale, ohne den geringsten Kinderwunsch. Was aus ihr alles werden könnte.

Hysterisches Gekreische und panische Schreie aus zahlreichen, öffentlichen Damentoiletten beweisen es: Oft reicht nur ein flüchtiger Blick hinunter, um die speckigen Opferrollen am Körper zu entdecken und vor der eigenen Unbeweglichkeit in Verlegenheit zu geraten. Thana ist aber keine von denen, die freiwillig leiden. Aber mit Sport allein ist es nicht getan.

Dass sie keine Hoffnung hat je zu sprechen und für den Rest ihres Lebens singen werden muss, ist jeden Tag von neuem erschütternd. Nie hat sie sich beklagt, doch langsam verliert sie den Humor: Es ist schon die zweite Vergewaltigung. Dabei ist erst Montag. Eine miese Woche beginnt und bewegt die kämpferische Karrierefrau ihre Religion zu überdenken.

Aus fragwürdigen katholischen Dunstkreisen erreichen uns immer mehr lebensgefährliche theologische Trends:
Laut aktueller Umfrage praktiziert jede dritte Klosterschwester die sogenannte "Bigotte Beichte mit vorgehaltener Waffe". Für viele fanatische Glaubensfrauen ist dieses beherzte Motivationskonzept das letzte Wort in Sachen innerer Frieden und schmälert den Lebensstandart unzähliger Chauvi-Christen.

Das letzte Wort:
Es ist schon erstaunlich, wie wenig Geschlechter doch zählen, wenn eine geladene Handfeuerwaffe ins Spiel kommt. Thana hat ja wirklich keinen Grund sich unbegehrt zu fühlen. Aber nur Sex ohne Liebe macht nicht glücklich und sie weiß auch was fehlt. Die Einsamkeit kommt vom ewigen Schweigen. Vom stillen analysieren, im isolierten Angstkopf. Niemand flüstert ihr leise Losungsworte zu. Also beginnt sie autodiktatorisch eine neue Sprache zu sprechen. Die 45er Magnum. Und schon findet ihr Gejodel Beachtung, weil sie einen Mann nach dem Anderen mit ihrem Sprachrohr pökelt. Warum auch nicht? Was schuldet sie ihnen denn?

Thana zwingt uns all die Rapepartys, die man an ihr verbrochen hat einzugestehen. Was gegen Kerle, die mit der Hüfte denken, anfangs noch als das einzig Richtige erscheint, wird irgendwann zum durchtriebenen Festgelage. Und als dann die Rechnung kommt, gibts jede Menge Ärger.


ANALYSE:
Abel Ferrara ist die vergessene Lichtgestalt der Szene. Sein REPULSION-Exploiter ekelt New York an ein Ende, das sich wohl niemand wünschen würde. Gezeichnet in einer Zeit, in der die Menschen nur verbrannte Erde hinterließen und noch keiner den Earth Song kannte. Hier ist der Ort, an dem wir die "DEATH WISH"-Lügen ertragen müssen.

 
Ausgleichende Ungerechtigkeit:
Irgendwie empfindet unsereins ja Verständnis für Frauen, die sich dem Hass nicht entziehen. Es scheint schon aussichtslos, mit der Fremdbestimmung. Dabei hätten Frauen den längeren Dildo. Ohne Frauen müssen Männer auf universale Geschlechtsorgane umsteigen, wie Anus. Aber leider tut mein Arsch so weh. Eine Idiotie, diese Arschfickerei. Bleibt nur zu hoffen, dass mehr Frauen wie Thana in der Unterwelt Fuß fassen können, damit die Frauenquote in Haftanstalten weiterhin steigt.

DIAGNOSE:
Das schillernd komponierte Discofinale geht trotz Slo-Mo-Apokalypse direkt ins Herz, obwohl der Racheengel mit seiner heiligen Mission nicht an Gerechtigkeit, sondern einem Massaker interessiert ist. Oder vielleicht gerade deshalb. Es ist nämlich genau diese eisige Entschlossenheit, voller Tatendrang gegen das Gesetz zu verstoßen, die diesen Film so sexy macht. Und so schwer wie einen Sarg, der in den Boden sinkt.

Der Mensch - Die Menschin
Was haben wir gelernt? Ein neuer Mensch muss her! Einer, der den Gendercrash in sich selbst vereint. Der alle nuckeln lässt und nicht immer die letzte Strenge der asexuellen Tristess als Liebeslösung anbietet. Wie will eine Nonne denn dabei helfen? Ob Männlein, ob Weiblein, wie viele - ist völlig egal. Nur ganz ohne geht eben nicht, denn wir brauchen einander, notfalls zeitgleich, also wischt die Spinnweben aus der Hose. Emanzipation ist eine noble Sache. Es muss nämlich was getan werden. Muschis sind Tatsachen.

0 Hasst uns! Beschimpft uns! Lasst es raus!: